Ohne Sicherheit
keine Wirtschaft –
ohne Wirtschaft
keine Sicherheit
Liebe Leserinnen und Leser,
Sicherheit gibt es nicht zum Nulltarif – das gilt nicht nur hinsichtlich des Sondervermögens der Bundeswehr, von dem Niedersachsens (Rüstungs-)Industrie maximal profitieren soll. Nein, es betrifft die Unternehmen auch mit Blick auf diejenigen, von denen die neuen Waffensysteme und Gerätschaften bedient werden sollen: Junge Menschen, die vielleicht gerade ihre Schule absolviert haben und genauso gut eine Ausbildung oder einen Job in der Industrie antreten könnten. Oder Reservisten, die für mehrere Tage den Betrieb verlassen, um während einer Übung ihre militärischen Fähigkeiten aufzufrischen.
All das beinhaltet das Gesetz für einen neuen Wehrdienst. Ein Tribut an die veränderte sicherheitspolitische Realität in Europa und unabdingbar für die Zukunftsfähigkeit unseres Standorts. Denn: Investitionen fließen dorthin, wo Freiheit geschützt und Stabilität garantiert wird. Voraussetzung dafür ist eine einsatzbereite Bundeswehr. Die Unternehmen sollten sie trotz des Fachkräftemangels nicht als Konkurrenz um Talente sehen, sondern die Bundeswehr sollte zu einem Partner in der Qualifizierung werden. Wehrdienst oder Wehrpflicht müssen auf dem Arbeitsmarkt anschlussfähig sein. Wirtschaft und Sicherheit sind zwei Seiten ein und derselben Medaille. Denn was wäre unsere freiheitliche Grundordnung ohne militärische Sicherheit und die Fähigkeit zur Abschreckung noch wert?
Die Ihnen vorliegende zweite Ausgabe unseres »Arbeitgeber Magazins« ist ein Spiegel dieser neuen Realität, aber auch ein Beleg dafür, wie unsere Unternehmen damit umgehen: mutig, ideenreich, innovativ.
Zeitenwende heißt auch: Unternehmer denken weiter
Dass wirtschaftliche Stärke ohne militärische Sicherheit nicht auskommt, wurde vielen von uns erst mit dem Angriff auf die Ukraine wieder bewusst. Die Bundeswehr plant jetzt mit dem Operationsplan Deutschland, Niedersachsen wird zur logistischen Drehscheibe und viele unserer Mitgliedsunternehmen sind und werden Teil dieser strategischen Neuausrichtung. Ob Renk, Hanomag oder Schollenberger: Hier wird sichtbar, wie sich industrielle Kompetenz und sicherheitspolitische Verantwortung miteinander verbinden lassen. Aber: Die Rüstungswirtschaft ist kein Allheilmittel gegen unsere andauernde Wachstumsschwäche. Sie kann keine ausfallenden Aufträge der Automobilbranche kompensieren und sie darf keine Ausrede für politischen Reformstillstand sein. Olaf Lies, Niedersachsens neuer Ministerpräsident, benennt das im Interview so: »Niedersachsen kann Zukunft – aber nur, wenn wir die richtigen Weichen stellen.«
Erwarten Sie mehr als einen Verband
Die Arbeitgeberverbände sind ein Zusammenschluss von 15 Arbeitgeberverbänden aus zahlreichen Branchen. Gemeinsam vertreten sie bundesweit mehr als 1.500 Unternehmen mit über 600.000 Beschäftigten. Dazu zählen unter anderen die Metall- und Elektro-Industrie, die Kautschuk- und Kunststoff-Industrie, die Papier- und Pappeverarbeitung sowie der Bühnen- und Tribünenbau.
Wir zeigen, was unsere Unternehmen möglich machen
Wirtschaft findet nicht im Ministerium statt, sie findet in Betrieben statt. Politische Ziele sind zunehmend Absichtserklärungen. Dies gilt für die Rüstungspolitik und übrigens genauso für die Energie-, die Klima- und die Automobilpolitik. Mein Wunsch ist, dass wir endlich von den Zieldebatten wegkommen zu dem, was betriebs- und volkswirtschaftlich überhaupt realistisch und mit Blick auf unsere Wettbewerbsfähigkeit verantwortbar ist. Die ersten Schritte der neuen Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche geben Hoffnung, dass der ökonomische Sachverstand wieder stärker Einzug in das wirtschafts- und energiepolitische Doing der Bundesregierung hält.
Unsere Betriebe sind es, für deren Anliegen wir uns einsetzen. Viele von ihnen stehen im Mittelpunkt auch dieses Hefts: Vom Hightech-Unternehmen MeKo, das Medizintechnik für die ganze Welt herstellt, über die Porzellanmanufaktur Fürstenberg, die mit Mut zur Farbe und neuen Ideen ins Luxussegment vordringt, bis hin zur Firma nass magnet, die auf 100 Jahre Unternehmensgeschichte zurückblickt – und gerade die nächste Generation vorbereitet.
Wirtschaft braucht Haltung – auch in der Verbandsarbeit
Die Arbeitgeberverbände verstehen sich nicht nur als Verhandlungspartner in Tariffragen. Sondern auch als Impulsgeber, Netzwerker und Sprachrohr für die Interessen von mehr als 1.500 Unternehmen mit über 600.000 Beschäftigten.
Wir sehen, was die Unternehmen bewegt und wir bringen diese Themen dahin, wo sie gehört werden müssen. In die Politik, in die Öffentlichkeit, in die Medien. Dabei schrecken wir auch vor unbequemen Wahrheiten nicht zurück. Wenn der Fachkräftemangel zur Wachstumsbremse wird, wenn Bürokratie Unternehmen lähmt oder wenn die Lohnnebenkosten explodieren und Produktion am Standort Deutschland immer unrentabler wird, dann sagen wir das und zeigen auf, wie man es besser machen könnte. Klar, und wenn es sein muss, auch mehrmals, auch wenn die Wege unbequem sind.
Gleichzeitig setzen wir auf konstruktive Lösungen: Mit unserem Seminaranbieter X4B, mit neuen Netzwerkformaten wie dem worknet-network der AGV Hannover, mit dem Arbeitgeberforum und mit unserem Engagement bei der IdeenExpo, die im kommenden Jahr ihre zehnte Auflage feiert.
Das Magazin als Bühne – für Wirtschaft, Mut und Zukunft
Das Arbeitgeber Magazin ist nicht nur eine Mitgliederzeitschrift. Es ist auch ein Produkt, das Orientierung geben soll, ohne zu belehren. Es will informieren und dabei motivieren, über den eigenen Betrieb hinaus zu blicken – auf eine starke Verbändegemeinschaft und ein Land, das mehr kann, als es sich manchmal selbst zutraut.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine inspirierende Lektüre.
Mit herzlichen Grüßen,
Ihr
Dr. Volker Schmidt
Hauptgeschäftsführer
Die Arbeitgeberverbände Hannover