Foto: Recozy
»Wir zeigen, wie wirtschaftlich, innovativ und vor allem schnell additive Fertigung heute sein kann.«
Finn-Maximilian Hillen
Schicht für Schicht zum Erfolg
Die Sustainable Manufacturing GmbH fertigt im 3D-Druck sowohl stilvolle Wohnaccessoires als auch industrielle Bauteile. Unterstützung erhält das junge Unternehmen durch die Beteiligungsgesellschaft Niedersachsen (BGN), einem Zusammenschluss von NBank Capital und NiedersachsenMetall.
Recozy im Netz
Das Webangebot des Unternehmens finden Sie unter recozy.de
Minzgrün, Senfgelb oder Neonpink – bauchig, eckig oder mit Schwung: Die Auswahl an Vasen in den drei Regalen ist groß. Im hinteren Teil der Werkshalle, ebenso säuberlich in Reihen angeordnet: rund 70 3D-Drucker, die leise schnurrend Kunststoffschicht auf Kunststoffschicht auftragen, um weitere Vasen und andere Designobjekte herzustellen. Willkommen bei der Sustainable Manufacturing GmbH, einer jungen Firma aus Ganderkesee, die nicht nur unter dem Namen Recozy für auffällige Wohnaccessoires wie Lampen, Vasen oder Beistelltische bekannt ist, sondern sich zunehmend zu einer hochspezialisierten Plattform für den 3D-Druck entwickelt, von der auch Industrieunternehmen profitieren.
Angefangen hat alles 2020 mit einer spontanen Idee während der Coronapandemie. Rob Leenen, einer der vier Gründer, beschäftigte sich zu dieser Zeit intensiv mit dem 3D-Druckverfahren und stellte zunächst Face Shields her, die Mitgründer Fynn-Luca Lampe verkaufte. »Die ließen sich sehr gut verkaufen, aber es war natürlich klar, dass das keine nachhaltige Geschäftsidee ist«, erinnert sich Mitgründer Finn-Maximilian Hillen. Doch die Möglichkeiten der additiven Fertigung, so der Fachbegriff für den 3D-Druck, sind nahezu unbegrenzt. Und so entwickelte Leenen gemeinsam mit seinen drei Freunden Fynn-Luca Lampe, Jonas Altenburg und Finn-Maximilian Hillen ein ebenso innovatives wie nachhaltiges Geschäftsmodell: Designobjekte und Einrichtungselemente, komplett gefertigt aus recyceltem Kunststoff.
Große Auswahl: Ein Vorteil des 3D-Drucks ist, dass die Produkte in jeder gewünschten Farbe gedruckt werden können.
Foto: Daniel Heitmüller
Vier gewinnt: Die Gründer Rob Leenen (v.l.), Finn-Maximilian Hillen, Fynn-Luca Lampe und Jonas Altenburg.
Foto: Daniel Heitmüller
Das Design ist der Türöffner, die Nachhaltigkeit der Bonus
Heute bietet die Sustainable Manufacturing GmbH erfolgreich Wohnaccessoires unter der Eigenmarke Recozy an, produziert für andere Hersteller im White-Label-Verfahren und entwickelt individuelle Einrichtungslösungen für Unternehmen. Ein Beispiel: Der Energieversorger EWE hat sämtliche seiner Shops mit eigens von der Sustainable Manufacturing GmbH gestalteten XXL-Deckenleuchten ausgestattet. »Der 3D-Druck ist sehr flexibel, dadurch können wir nicht nur sehr genau auf Kundenwünsche in der Formgebung eingehen, sondern auch die Unternehmensfarben eins zu eins umsetzen«, erklärt Hillen. Im Endkundengeschäft von Recozy setzt das Unternehmen auf auffällige, moderne Designs und Trendfarben. »Die meisten Kundinnen und Kunden kaufen unsere Produkte, weil sie ihnen gefallen. Das Design ist der Türöffner und die Nachhaltigkeit kommt als Bonus dazu.« Inzwischen sind Vasen, Leuchten oder Hocker der Marke europaweit im Handel erhältlich, insbesondere über Concept Stores, Möbelhäuser und bekannte Einrichtungsplattformen wie Westwing.
Der Deko- und Einrichtungsbereich bildet klar das Kerngeschäft der Sustainable Manufacturing GmbH. »Mit unserer Handelsmarke erwirtschaften wir etwa die Hälfte unseres Umsatzes. Weitere 35 Prozent entfallen auf das White-Label-Geschäft und individuelle Kundenlösungen«, so Hillen. Doch dabei soll es nicht bleiben: »Der Möbelhandel ist ein stark zyklisches Geschäft. Gerade als junges Unternehmen wünscht man sich eine stabilere Auslastung über das ganze Jahr, nicht nur im Herbst und Winter.« Deshalb setzt die Firma von Anfang an auf mehrere Standbeine. Neben dem Verkauf eigener Produkte gewinnt das Auftragsfertigungsgeschäft zunehmend an Bedeutung.
»Gegenüber Partnern und potenziellen Kunden ist es ein starkes Signal, sagen zu können: Unsere Investoren sind das Land Niedersachsen und NiedersachsenMetall.«
Finn-Maximilian Hillen,
Co-Founder der Sustainable Manufacturing GmbH
Foto: Daniel Heitmueller
3D-Druck lohnt sich schon ab dem Prototyp
Unter der Marke Layerworks bietet das Unternehmen die additive Fertigung technischer Komponenten für die Industrie an und positioniert sich damit gezielt als Partner für mittelständische Betriebe, die neue Wege in der Produktion gehen wollen. »Viele Firmen haben noch Berührungsängste mit dem Thema oder verharren mit dem 3D-Druck häufig im Prototypenbau. Wir wollen zeigen, wie wirtschaftlich, passgenau und vor allem schnell additive Fertigung heute sein kann«, sagt Hillen. Ein Beispiel ist das Produkt, das der Sechs-Achs-Roboter im Werk gerade in der zweiten Halle fertigt: eine spezielle Luftzuführung für ein namhaftes, internationales Maschinenbauunternehmen aus Lengerich. »Für solche Anwendungen wäre im klassischen Verfahren zunächst eine teure Gussform nötig gewesen. Mit dem 3D-Druck können wir das Bauteil flexibel und ohne hohe Anfangsinvestitionen umsetzen«, erklärt Hillen.
Außerdem schafft die Technologie Unabhängigkeit von globalen Lieferketten. »Wir sind ein stark regional orientiertes Unternehmen und beziehen unsere Materialien größtenteils von Partnern, die maximal 600 Kilometer von unserem Firmensitz entfernt sind«, betont Hillen. Statt Formen in Asien anfertigen zu lassen und lange Transportwege in Kauf zu nehmen, können Kunden ihre Prototypen oder Kleinserien lokal bei der Sustainable Manufacturing GmbH fertigen lassen. »Der Drucker erhält eine präzise Bauanleitung in Form eines digitalen Zwillings, den wir selbst erstellen oder vom Kunden übernehmen. Auf dieser Basis setzt er das Design Schicht für Schicht um.« Das spart nicht nur Zeit und Kosten, sondern erhöht auch die Flexibilität und Resilienz gegenüber geopolitischen Risiken. Ein zunehmend wichtiger Aspekt für viele Unternehmen.
Digitaler Zwilling: Am Computer wird die Form simuliert, die der Drucker eins zu eins umsetzt.
Foto: Daniel Heitmüller
Foto: Recozy
Nachhaltiges Wachstum durch die Beteiligungsgesellschaft Niedersachsen
Als junges Unternehmen, das sich erst 2021 gegründet hat, braucht die Sustainable Manufacturing GmbH Partner an ihrer Seite, die das Wachstum unterstützen. Elf Mitarbeitende gehören aktuell zum Team, inklusive der vier Gründer. Die anfängliche Finanzierung erfolgte über die KfW-Bank. Doch um neue Geschäftsfelder zu erschließen, größere Kunden zu bedienen und langfristig wachsen zu können, braucht es mehr als ein Gründerdarlehen der KfW.
Deshalb bewarb sich die Sustainable Manufacturing GmbH um Kapital aus dem Fonds der Beteiligungsgesellschaft Niedersachsen (BGN), einer Public-Private-Partnership von NBank Capital und NiedersachsenMetall. Der Fonds stellt kleinen und mittleren niedersächsischen Unternehmen Kapital in Form von stillen oder offenen Beteiligungen zur Verfügung. So erhalten sie haftendes Eigenkapital, das über klassische Banken oft nicht zugänglich ist. »Gerade in der frühen Wachstumsphase ist es für junge Unternehmen sehr schwierig, klassische Bankfinanzierungen zu erhalten. Erst recht, wenn sie wie wir in einem innovativen und technischen Segment unterwegs sind«, erklärt Hillen. Neben dem Kapital biete die Beteiligungsgesellschaft noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: Vertrauen. »Gerade bei Partnern und potenziellen Kunden im Mittelstand ist es ein starkes Signal, wenn wir sagen können: Unser Kapital kommt vom Land Niedersachsen und von NiedersachsenMetall.«
Das ist die Beteiligungsgesellschaft Niedersachsen
Die Beteiligungsgesellschaft Niedersachsen (BGN) ist ein Zusammenschluss von NBank Capital und NiedersachsenMetall zur Förderung junger und innovativer Unternehmen in Niedersachsen. Der BGN-Fonds unterstützt kleine und mittlere Unternehmen mit Wachstumspotenzial durch stille oder offene Beteiligungen. So können sich auch junge und etablierte Firmen mit zusätzlichem haftenden Eigenkapital ausstatten, unabhängig von klassischen Bankkrediten.