Einblicke

Arbeitswelt

Von Beruf Geschichtenentwickler: Lutz Woellert und Björn Vofrei sind Geschäftsführer der Identitätsstiftung.

Foto: Axel Herzig

»Geschichten vermitteln Werte und Visionen auf eine Weise, die Fakten und Zahlen nicht erreichen können.«

Lutz Woellert

Wettbewerbsvorteil Arbeitgeberidentität: Finde deine Geschichte

Die Arbeitgeberattraktivität ist der Schlüssel für erfolgreiches Recruiting und die Bindung der Belegschaft an das Unternehmen. So weit, so klar. Klar ist aber auch, dass eine Kampagne nicht die Lösung ist. Doch, was dann?

Von Alexandra Vollmer

Stellen Sie sich vor, wir sitzen gemeinsam um ein Lagerfeuer tief in der Nacht. Das Feuer knistert, die Sterne leuchten am Himmel und die Luft ist erfüllt von der Magie des Geschichtenerzählens …. Eine romantische Vorstellung? Auch. Doch hier geht es um viel mehr. Geschichten haben Kulturen geformt, Gesellschaften aufgebaut und große Zivilisationen erschaffen. Und kein Unternehmen mit mehreren Hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern würde funktionieren, wenn es nicht eine geteilte Geschichte gäbe. Gut, und wie findet man diese Geschichte?

Mehr als zwei Seiten

Im stillen Kämmerlein eher nicht. Es geht weniger um schöne Worte, sondern die Geschichte geht an die Substanz. »Wer wirklich die Identität einer Organisation, also auch die Arbeitgeberidentität, entwickeln will, der braucht das tiefe Verständnis davon, wie Identitätsarbeit funktioniert«, ist Lutz Woellert, Inhaber und Geschäftsführer der Identitätsstiftung, überzeugt. »Eine authentische Arbeitgeberidentität harmonisiert drei Perspektiven: die interne Wahrnehmung der Mitarbeitenden, die Außensicht der Öffentlichkeit, wie Kunden und Kundinnen, Stakeholder und Wettbewerb, und die gesellschaftlichen und marktbezogenen Rahmenbedingungen.« Erst diese Ganzheitlichkeit ermögliche es, eine starke und attraktive Marke zu etablie­ren.

Tipp

Unser Tipp: Identifizieren Sie Unterschiede zwischen der internen und externen Wahrnehmung Ihres Unternehmens. Diskrepanzen können Hinweise darauf geben, welche Aspekte der Arbeitgeberidentität verbessert werden müssen.

Gestalten im Trialog

Wenn es losgehen soll, mit dem Geschichte-Schreiben, dann braucht es einen guten Prozess. »Wir haben dafür eine effiziente Methode entwickelt, die die Dimensionen einer guten Geschichte zusammenführt«, so Woellert. »Der Trialog führt die Identifikation, die Inszenierung und die Innovation in einem ganzheitlichen Ansatz zusammen.« Nur in dieser Zusammenführung könne die Arbeitgeberidentität den Herausforderungen wie Fachkräftemangel, demografischer Wandel, Digitalisierung, Kl und Nachhaltigkeit erfolgreich begegnen.

Studien bestätigen: Geschichten sind ein echter Wettbewerbsvorteil auf dem Arbeitsmarkt

91 Prozent der deutschen Arbeitnehmer geben Jobsicherheit die höchste Priorität. Unternehmen mit einer Arbeitgeberidentität, die Stabilität und Sicherheit vermittelt, sind erfolgreicher darin, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. (Randstad Deutschland 2023) Gerade die Bindung ist wichtig. 60 Prozent der emotional gebundenen deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wollen in drei Jahren noch für ihren aktuellen Arbeitgeber tätig sein. Ohne Bindung sind es lediglich 20 Prozent. (Gallup 2023).